Mittwoch, 26. November 2014

Fotoshooting mit Hindernissen

Manu ist ein toller Hund und wunderschön anzusehen, aber die Kamera liebt ihn einfach nicht. Auf jeden Fall nicht zu Hause, nicht in der Wohnung. Egal wie süß er guckt, klick, auf dem Foto findet man einfach  keine Spur davon. Am Ende sieht man immer nur einen braunen Hund, und der ganze Charme, den er ausstrahlt, ist vollkommen auf der Strecke geblieben. Ich könnte echt verzweifeln.

Vielleicht versuche ich es mal in der Natur. Ich hoffe auf den guten Einfluss von Licht und Hintergrund. Ein toller Schnappschuss würde mich wirklich sehr erfreuen. Einfach wird das nicht. Manu muss ja weiterhin an der Schleppleine laufen. Meine Erfahrung sagt mir, fotografieren mit einem 25kg Energiebündel an der Leine sorgt nicht gerade für hohe Erfolgschancen. Aber das Wetter ist schön, es ist Sonntag, und das große Feld im Nachbarort lockt. Wir haben also nichts zu verlieren.

Wir geben dem Fotoshooting also eine Chance, und Manu freut sich sowieso. Damit er sich noch mehr freut, nehmen wir sein absolutes Heiligtum mit. Das Quietschehühnchen kommt in meinen Rucksack. Später auf dem Feld darf es dann auch mal zum Spielen raus, wenn es bis dahin schön brav bleibt.

Wir parken am Friedhof, was aber keine Bedeutung für den weiteren Verlauf hat.
So ein Hundeausflug bedarf Organisation, und so bin ich vorerst mit den Vorbereitungen beschäftigt. Kamera kommt um den Hals, Hund an die Schlepp, Rucksack mit Quietschehuhn und anderen Utensilien auf den Rücken, Auto abschließen. Entwirren, sortieren zurechtzupfen. Das alles kann dauern, denn ich bin da etwas umständlich. So bemerke ich recht spät, dass schon auf uns gewartet wird. Manu, der erst einmal die umliegenden Bäume mit der Sonntagszeitung versorgt, hat auch noch nichts gemerkt. Am Parkplatzende stehen Herrchen und Hund und schauen uns erwartungsvoll an. Wie lange die beiden da schon ausharren? Ich habe keine Ahnung.
Das ist ja auch so ein Phänomen, welches es wohl nur unter Hundehalter gibt. Ohne Hund würde sich hier niemand für mich interessieren. Mit Hund findet man ganz schnell Anschluss, ob man nun will oder nicht. In Hinsicht auf mein Fotoshooting will ich eigentlich nicht, aber diese beiden sehen so freundlich aus, dass ich einfach nicht anders kann. Wir gehen den Weg Richtung Feld gemeinsam. Manu und Bobby sind sofort auf einer Wellenlänge und wandern freudig Leine an Leine nebeneinander. Das Herrchen hat schon den Erzählmodus eingeschaltet, und binnen weniger Minuten kenne ich die ganze Lebensgeschichte vom Hund und bekomme auch die passenden Ausflugstipps der Region. Dabei reagiert er überhaupt nicht irritiert auf das regelmäßige Gequietsche, das aus meinem Rucksack erklingt. Das Hühnchen liegt in einer Position, die dafür sorgt, dass es bei einigen meiner Bewegungen  laut aufquietscht.
Herrchen und Hund  sind wirklich sehr angenehme Weggefährte, und so fällt es mir nicht leicht die folgende Entscheidung zu treffen, aber an der nächsten Kreuzung trennen sich unsere Wege. Meine Mission ist ja das Fotografieren.

Mittwoch, 5. November 2014

Es muss nicht immer Kanada sein

Wenn man von seinem Hundespaziergang nach Hause kommt und nur noch das Gefühl hat, man möchte die Leine in die Ecke pfeffern, dann ist etwas schief gelaufen. Ganz gewaltig sogar.

Nie mehr gehe ich mit irgendeinem Hund spazieren!!
Nie! Nimmer! Nicht!

Details spare ich jetzt aus, aber ich schiebe Frust. Frust wie er aufkommt, wenn man dummerweise an einem Sonntag bei schönstem Herbstwetter mit den "Jungs" im größten Hundeballungsraum, sprich auf der Hundewiese, spazieren geht. Schöne Hunderunden sind irgendwie anders.
Kurzfristig überkommt mich das Gefühl, dass ich mich am liebsten ganz weit weg wünschen würde. Die "Bezaubernde Jeanny" kommt mir in den Sinn. Arme verschränken, einmal kurz nicken, und schon ist man mit Haushalt und Hund am Ort seiner Wünsche. Am liebsten dort wo die Natur richtig schön weitläufig ist. Haustür auf, Wald, Wald, Wald, in einem Land, wo die Bevölkerungsanzahl noch überschaubar ist. Schweden kommt mir in den Sinn oder noch besser Kanada. Ja, an diesem frustgeladenen Sonntagmorgen erscheint mir die Begegnung mit einem Grizzlybär in einem kanadischen Wald weitaus einladender, als mit manchem Hundebesitzer hier auf der Hundewiese. Beim Grizzlybär lege mich einfach auf den Boden und stelle mich tot. Bär trollt sich. Alles gut. Ich denke jetzt an Hundebesitzer, die da ganz anders sind. Da kann man glatt  in Frage stellen, ob es helfen würde sich tot zu stellen.

Schwamm drüber.

Mein Sonntag steht im Zeichen von schlechter Laune. Selbst Pflaumenkuchen, ansonsten das ultimative Heilmittel in allen Lebenslagen, kann mich nicht besänftigen. Außerdem steht ja noch der geplante Nachmittagsspaziergang mit Emi an.

Ich mag nicht.
Ich will nicht wieder da raus.

Aber wahrscheinlich ist es mit frustrierenden Hunderunden  genauso wie mit dem Reiten. Fällst du vom Pferd, solltest du so schnell wie möglich wieder aufsteigen. Ich muss also wieder raus.
Für diesen späten Nachmittag habe ich mir ein riesiges Feld in der Nachbargemeinde ausgesucht. Mit einem Krönchen, das noch recht wackelig auf meinem Kopf sitzt und dem liebsten Hundemädchen mache ich mich auf den Weg ins bisher unbekannte Gebiet.

Schon auf den ersten Metern erkenne ich seine Weitläufigkeit und bin begeistert. Leider muss ich auch erkennen, dass Emi und ich zu spät unterwegs sind, denn am Horizont geht bereits die Sonne unter. Hallooooo, es ist doch erst Nachmittag. Ich fluche auf die Zeitumstellung, die uns nun eine Stunde Licht gestohlen hat.


Jedoch, wenn ich richtig überlege, dann ist es gerade dieses Licht, was unseren Spaziergang so besonders macht. Egal in welche Richtung man schaut, man kann sich gar nicht satt sehen. Auf der einen Seite ist der Himmel in wunderschönen Rottönen gehalten, auf der anderen Seite schimmert er blau und leicht diesig. Die Wege schlängeln sich bis ins Unendliche durch die Felder. Es ist unglaublich ruhig und friedlich. Emi zeigt sich zu Beginn gewohnt zaghaft und taut dann nach und nach auf. Ich glaube sie könnte genauso wie ich hier noch stundenlang laufen, weil es eben gerade einfach nur perfekt ist.




Doch irgendwann bremst uns das schwindende Licht aus. Leider. Ich spüre echtes Bedauern.







Als wir am Parkplatz ankommen, ist es stockdunkel. Wir haben das Licht bis zur letzten Sekunde ausgekostet. Dieser Ausflug hat uns wirklich gut getan. Ich fühle mich  mit den abschreckenden Erlebnissen auf der Hundewiese versöhnt. Mein Krönchen sitzt gar nicht mehr wackelig. Es ist nun endlich wieder gerichtet.
Vielleicht muss es ja doch nicht immer direkt Kanada sein. Manchmal hilft auch einfach ein einsames, riesiges, total unaufgeregtes  Feld am Niederrhein.