Vielleicht versuche ich es mal in der Natur. Ich hoffe auf den guten Einfluss von Licht und Hintergrund. Ein toller Schnappschuss würde mich wirklich sehr erfreuen. Einfach wird das nicht. Manu muss ja weiterhin an der Schleppleine laufen. Meine Erfahrung sagt mir, fotografieren mit einem 25kg Energiebündel an der Leine sorgt nicht gerade für hohe Erfolgschancen. Aber das Wetter ist schön, es ist Sonntag, und das große Feld im Nachbarort lockt. Wir haben also nichts zu verlieren.
Wir geben dem Fotoshooting also eine Chance, und Manu freut sich sowieso. Damit er sich noch mehr freut, nehmen wir sein absolutes Heiligtum mit. Das Quietschehühnchen kommt in meinen Rucksack. Später auf dem Feld darf es dann auch mal zum Spielen raus, wenn es bis dahin schön brav bleibt.
Wir parken am Friedhof, was aber keine Bedeutung für den weiteren Verlauf hat.
So ein Hundeausflug bedarf Organisation, und so bin ich vorerst mit den Vorbereitungen beschäftigt. Kamera kommt um den Hals, Hund an die Schlepp, Rucksack mit Quietschehuhn und anderen Utensilien auf den Rücken, Auto abschließen. Entwirren, sortieren zurechtzupfen. Das alles kann dauern, denn ich bin da etwas umständlich. So bemerke ich recht spät, dass schon auf uns gewartet wird. Manu, der erst einmal die umliegenden Bäume mit der Sonntagszeitung versorgt, hat auch noch nichts gemerkt. Am Parkplatzende stehen Herrchen und Hund und schauen uns erwartungsvoll an. Wie lange die beiden da schon ausharren? Ich habe keine Ahnung.
Das ist ja auch so ein Phänomen, welches es wohl nur unter Hundehalter gibt. Ohne Hund würde sich hier niemand für mich interessieren. Mit Hund findet man ganz schnell Anschluss, ob man nun will oder nicht. In Hinsicht auf mein Fotoshooting will ich eigentlich nicht, aber diese beiden sehen so freundlich aus, dass ich einfach nicht anders kann. Wir gehen den Weg Richtung Feld gemeinsam. Manu und Bobby sind sofort auf einer Wellenlänge und wandern freudig Leine an Leine nebeneinander. Das Herrchen hat schon den Erzählmodus eingeschaltet, und binnen weniger Minuten kenne ich die ganze Lebensgeschichte vom Hund und bekomme auch die passenden Ausflugstipps der Region. Dabei reagiert er überhaupt nicht irritiert auf das regelmäßige Gequietsche, das aus meinem Rucksack erklingt. Das Hühnchen liegt in einer Position, die dafür sorgt, dass es bei einigen meiner Bewegungen laut aufquietscht.
Herrchen und Hund sind wirklich sehr angenehme Weggefährte, und so fällt es mir nicht leicht die folgende Entscheidung zu treffen, aber an der nächsten Kreuzung trennen sich unsere Wege. Meine Mission ist ja das Fotografieren.
Das Hühnchen wird aus seinem Gefängnis befreit. Das Spiel kann beginnen, und ich bekomme auch die ersten Fotos in den Kasten.
Ja, ganz nett, aber der Hintergrund könnte besser sein. Füße wären auch schön..... |
Hühnchen hat in meiner Jackentasche gequietscht,....tja, Pose hinüber, und der Hintergrund ...na ja.... |
Das Fotografieren entpuppt sich wie erwartet als sehr schwierig. Manu ist hingerissen vom Feld und von seinen Gerüchen und steht dementsprechend nur kurz still. Es bleibt mir immer nur ein ganz knapper Moment, und schon wackelt mein Arm inklusive Kamera, weil ein aufgeregter Hund mit Leine daran hängt. Außerdem muss ich immer einen Blick auf meine Umgebung haben. Es sind viele Radfahrer unterwegs, und das Letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein Radfahrer, der in meiner Schlepp hängen bleibt.
Der nächste Weg ist außerdem matschig und nass. Nun wird mir klar, dass ich am Morgen auch noch die falschen Schuhe angezogen habe. Gekauft habe ich sie, weil sie eine dicke Sohle haben, die so richtig schön rutschfest aussieht. Bei einem Tankstellenbesuch in der letzten Woche stellte sich das als Irrtum heraus, als ich vom Eingang bis zur Kasse von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigte, nur weil dort gerade gewischt wurde. Dieser Effekt zeigt sich nun auch beim schlammigen Feldboden. Jeder Ruck an der Leine könnte mich zu Fall bringen. Eigentlich brauche ich noch nicht einmal diesen Ruck, denn in Pfützennähe komme ich schon fast von alleine in Rückenlage. Die nächsten Fotos entstehen also unter zusätzlich erschwerten Bedingungen. Ich gestehe, ich bin etwas angespannt.
Ja, ganz nett und mit Seltenheitswert, denn Manu geht sonst nicht ins Wasser |
Hühnchen, dieser Verräter, hat mir wieder die Tour vermasselt |
Bobby und Herrchen auf dem Parallelweg lenken mein Model ab |
Die Konzentration beim Model lässt jetzt sowieso zu wünschen übrig |
Bedingt durch die Leine bietet Manu mir auch nicht unbedingt sehr kreative Posen. Entweder sehe ich nur sein Hinterteil, weil er schnuppernd am Wegesrand oder im Feld steht, oder ich warte mit gehaltener Kamera darauf, dass er mich anschaut. Daraus entstehen dann eine Reihe mehr oder weniger gleiche Bilder nach dem Motto: "Frauchen, wann geht es denn endlich weiter?"
Ich glaube, an diesem Morgen hat eigentlich nur Manu Spaß. Zusätzlich zum Fotofrust kommt auch noch der Frust über die Biothane-Leine, die ich sonst so liebe. Sie wälzt sich genüsslich durch jede Pfütze und jedes Schlammloch und überzieht meine Hände und Klamotten mit Modder. Modderfinger an Kamera, nein, das würde der WBE bestimmt nicht gutheißen. Mein Frust gilt außerdem der Tatsache, dass ich mal wieder die Taschentücher vergessen und somit meine Chance vertan habe, mal eben kurz über die Leine oder wenigstens über meine Hände zu wischen. Dabei würde ich das jetzt so gerne......., hm? Ein Hoch auf die belastbare Jeans, die nun sowieso in die Wäsche muss. Ich komme mir vor wie das allerletzte Matschmonster. Manu dagegen sieht immer noch aus wie geleckt.
Zum Trost knipse ich etwas Natur, natürlich mit wackeligem Arm und Kamera, denn Manu ist noch kein bisschen müde. Warum auch, Frauchen bleibt ja ewig stehen.
Wenigstens die Natur hält still |
Der Rückweg verläuft dann fast ruhig. Die Radfahrer bleiben aus, und Manu hat so ziemlich sein Pulver verschossen. Es wackelt nicht mehr so an der Leine, sodass ich es mit der Kamera nicht mehr so schwer habe. Einzig der Bauer erweist sich noch als kurzfristiger Störenfried. Er ist auch am Sonntag fleißig und beansprucht laut und in voller Breite sein Wegenetz.
Kurz darauf finden wir dann doch noch eine nette Stelle für ein kurzes Fotoshooting. Natürlich darf das Hühnchen auch nicht fehlen.
Ja, der Hintergrund ist okey, Hühnchen ist noch etwas schüchtern. Manu sieht ganz nett aus |
Was habe ich mir denn dabei gedacht? Viel Landschaft und halber Hund mit wahnsinnigem Blick. Hm? |
Jetzt wird auch Hühnchen ungeduldig. Manu, immer noch halb, muss trösten. |
Ein Foto, das gefällt. Gäbe es noch die Schwanzspitze, es hätte mich begeistern können. |
Nun ja, die große Fotoausbeute ist also wie erwartet ausgeblieben. Dafür hatten wir einen netten Ausflug mit Höhen und Tiefen, haben Bobby und Herrchen kennengelernt, und das Hühnchen war auch mal an der frischen Luft. Was will man mehr?
Hahaha, herrlich, ich liege unterm (Büro)Tisch vor Lachen und presse mir fest die Hand auf den Mund, damit ich die anderen nicht störe. Besonders der Einsatz von Hühnchen verlangte nach besonders festem Druck meiner Hand... *chrchrchr*
AntwortenLöschenDu kannst einfach Situationskomik genial in Worte fassen und den Manu, den mögen wir ganz, halb, mit ohne Füße und Schwanzspitze.
Ganz liebe Grüße
Andrea und Linda
Dem kann ich mich nur anschließen. Laut Losprusten ging hier aber, da ich erst im Feierabend gelesen habe....
LöschenViele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Ich finde das klingt nach einem tollen Spaziergang... trotz der schlechten Schuhe, den nicht vorhandenen Taschentüchern und den angeblich schlechten Fotokünsten !!!
AntwortenLöschenDas alles können wir nicht so unterschreiben. Wir finden die Bilder super und wenn wir ehrlich sind gefällt uns das Pfütenbild mit Manu am besten =).
Wuffige Grüße, Deco + Pippa
HERRLI(S)CH!!!!!! Bei jedem zweiten Satz quitschte ich innerlich wie dein Hühnchen in der Tasche "das kenn´ich". Kaum ohne Kamera unterwegs macht Chiru die tollsten Sachen - wunderschöne Momentaufnahmen wären möglich... Kaum ist die Kamera dabei geht alles schief :-) Ich kann so gut verstehen, dass du Manu so RICHTIG im Bild festhalten möchtest, dass der Charakter und sein tolles Wesen sofort wie ein Funke rüberspringt :-). Aber soll ich dir etwas ehrlich sagen - und das kommt aus tiefsten Herzen - die Fotos sind schön und das was du mit dem Fotos nicht schaffst zu transportieren, machst du mit deinen Worten. Du hast eine so wunderbare und lebendige Art zu schreiben - ich fühle das Wesen von Manu förmlich in jedem Wort!
LöschenLiebe Grüße
Sali
Also wirklich. Mal abgesehen davon, dass die Geschichte zu den Fotos urkomisch ist, sind die Fotos es nicht. Die sind nämlich toll. Und manchmal sagt ein halber Hund mehr als ein ganzer und die Pfütze auf Bild 3 hätte ich gerne hier - nebenbei mein Lieblingsbild für heute ;-)
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Manu, hast Du super gemacht!!! Sylvia, Du hast alles gegeben und es hat sich gelohnt! Super Bilder!!
AntwortenLöschenGefällt uns!!
LG Stefy mit Clara im Körbchen
*grunz* sehr gut! Wir sind begeistert! So ein schöner Bericht.. als wären wir dabei gewesen! Übrigens vergesse ich auch regelmäßig die Taschentücher und mit den Schuhen ist so eine Sache, wir gehen eigentlich nur noch mit Gummistiefel raus ;-) - dann leidet die Jeans auch nicht so. Übrigens ist das Foto mit der Pfütze besonders schön geworden!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Christin mit Max und Kessie