Mittwoch, 3. Dezember 2014

Im Reich der jungen Wilden

Dieses Mal sind wir Mädels wieder unterwegs, also Emi und ich. Unser Ziel ist ein "Da-wollte-ich-immer-schon-mal-hin" in einer Nachbarstadt. Die Süchtelner Höhen liegen nicht weit von uns entfernt und wurden uns schon oft als erstrebenswerten Ort für einen Ausflug genannt. Nur sind wir halt nie dorthin gefahren. Jetzt, Mitte November, soll sich das endlich ändern.
Einen Wanderparkplatz finden wir auch sehr schnell. Beim Aussteigen hören wir schon lautes Hundegebell weiter vorne auf einem anderen Parkplatz. Als wir unseren Blick über das Gelände streifen lassen, sehen wir alles, was so ein sonniger Novembermorgen an die frische Luft lockt. Die typischen Verdächtigen also. Spaziergänger, Familien, Herrchen/Frauchen und Hund, Radfahrer, Jogger, Nordic Walker. Das volle Programm. Das kann man von einem Ort, den man grüne Lunge und Naherholungsgebiet nennt, wohl auch erwarten. Seltsamerweise stört mich das an diesem Morgen überhaupt nicht. Komme was wolle, heute werde ich mich nicht nach Kanada wünschen. Da bin ich mir sicher, denn schon allein der Blick über den Parkplatz macht einfach Lust auf diese Umgebung. Es sieht so richtig schön herbstlich aus, und die Farben sind einfach nur wunderschön anzusehen.



Der kurze Blick auf die Wanderkarte am Parkplatzende verschafft uns die Information darüber, welcher Markierung wir folgen dürfen. A1 ist der einzige Rundwanderweg, der hier im Angebot steht. Über die Länge des Weges lässt die Karte uns im Ungewissen, aber das ist nun auch egal, denn wir wollen einfach nur los. Ein abschätzender Blick und schon stelle ich mich innerlich auf etwa 2 Stunden ein. Auch ein paar Sehenswürdigkeiten erkennt man auf der Karte. Das kann doch richtig nett werden.



Nahtlos fügen wir uns in die Menge derer ein, die in Richtung Wald unterwegs sind. Es ist so voll, dass ich kurzfristig an ein Szenario aus einem Katastrophenfilm denken muss. Gunther Emmerlich lässt grüßen. Wir marschieren hier den Weg entlang, als wären wir bei "Independence Day" auf der Flucht vor den Außerirdischen, die nun die Stadt bedrohen. Dabei wollen wir doch nur in die Natur.

Zuerst laufen Emi und ich  innerhalb einer Familie. Mama, Papa, Oma, Opa und die Kinder. Die Kinder werfen Stöckchen, können Emis Interesse aber gar nicht wecken. Emis Interesse gilt nämlich eher dem Hundegebell, das immer lauter wird.
Tatsächlich micht sich jetzt von rechts eine größere Hundegruppe unter die Menschenmasse auf unserem Weg. Sie verschluckt Emi und mich komplett, und erst jetzt sehe ich, dass es sich um eine Welpengruppe handelt. Egal wo wir hinsehen, überall nur kleines Gewusel. Wie ein Sack Flöhe.
Man weiß gar nicht wo man seinen Blick lassen soll. Zum einen hat man natürlich Angst, dass man einen dieser Zwerge plätten könnte. Zum anderen sehen sie alle total niedlich aus. Geplättet ist in diesem Moment übrigens nur Emi, die zu meiner Verwunderung sogar vergessen hat, dass sie eigentlich ein böser, böser Leinenkläffer ist. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, sich vor den übermäßigen Spielaufforderungen in Sicherheit zu bringen. Als ich sie deswegen augenzwinkernd bemitleide, meint einer der Hundebesitzer mit dem gleichen Augenzwinkern, dass man damit ja wohl rechnen muss, wenn man im Reich der jungen Wilden unterwegs ist. Damit hat er dann ja wohl auch recht.

An der nächsten Abzweigung trennen sich unsere Wege und überraschenderweise sind Emi und ich plötzlich wieder ganz alleine unterwegs. Hin und wieder treffen wir auf einen Freizeitsportler, meist Jogger oder Nordic Walker, aber ansonsten bleibt es einsam. Man kann es kaum glauben. Wo sind nur all die Menschen geblieben?

Der Waldboden ist dick von Blättern bedeckt. Es raschelt so wunderbar unter unseren Füßen. Außerdem bekommen die Wege nun eine leichte Steigung. Emi liebt das Sausen durch den Wald, wenn es hoch und runter geht. Sie ist in ihrem Element. Die Blätter fliegen und wirbeln nur noch so um sie herum. Das ist pure Ausgelassenheit und Lebensfreude, die hier durch den Wald tobt. Einfach traumhaft schön anzuschauen, und ansteckend ist es auch.









Bei einer so energiegeladenen Begleitung ist man mit sehr leichtem Fuß unterwegs. Kurz nachdem wir den Bismarckturm bestaunt haben, wird mir ganz schön warm, denn ich habe mich dem Kalender entsprechend angezogen. Zum Glück aber im Zwiebellook, sodass ich einen Teil meiner "Schale" bald in den Rucksack verfrachten kann.

Bismarckturm







Irgendwann führt uns A1 leider wieder aus dem Wald heraus. Auf einem Feldweg ziehen ganz seltsame Gestalten an uns vorbei.



Es ist nicht die erste Canicross Gruppe, die wir hier sehen. Anscheinend ist dieses Gebiet sehr beliebt bei diesen Sportlern. Emi ist sichtlich verdutzt, was ihr heute alles geboten wird. Schon wieder junge Wilde. Dieses Mal ziehen sie ihre bunt gekleideten Frauchen und Herrchen an der Leine hinter sich her. Da bricht doch die Hundewelt komplett zusammen. Was ist nur aus Leinenführigkeit, bei Fuß und nicht an der Leine ziehen geworden?
Ich dagegen finde diese Sportlergruppe richtig spannend. Das sieht so schön dynamisch aus. Na ja, ich glaube, wer bei den ortsgegebenen leichten Anstiegen schon zu schnaufen anfängt, der braucht über diesen Sport erst gar nicht nachzudenken. Meine Beine meinen auch, dass wir mit Wandern wirklich schon gut bedient sind. Spielverderber!

Mit diesen Überlegungen geht es hinter der Gruppe zurück in den Wald, vorbei an einem Tierfreigehege, das nicht für Hunde erlaubt ist. Auch von außen kann man keine Tiere erkennen. Laut Emi schnuppert es an diesem Zaun aber besonders gut.
Ein Stückchen weiter verlassen wir erneut den Wald und gehen an seinem Rand weiter. Ich rechne damit, dass bald wieder ein Weg in ihn zurückführt. Hier kommen uns hauptsächlich gemütliche Spaziergänger entgegen.




Diese Wanderung macht wirklich Laune mit ihrer abwechslungsreichen Strecke. Ich bin gespannt, was uns noch alles erwartet. Voller Abenteuerlust kommen wir kurz darauf auf einen kleinen Parkplatz. Hier verliere ich zum ersten Mal unser A1 aus den Augen. Als mein Blick suchend über den Parkplatz schweift, sehe ich plötzlich und unerwartet......................


...............unser Auto!!!!!


Das kann doch nicht wahr sein. Wie kommt das denn hier hin? So muss sich eine Fata Morgana anfühlen. Der Nebel in meinem Kopf lichtet sich nur langsam, doch dann wird mir abrupt klar, dass unsere Runde hier schon wieder zu Ende ist. Das ist, als wenn dir jemand im vollen Lauf ein Stoppschild vor die Nase hält. Unverschämtheit! Meine zwei Stunden sind noch gar nicht um, und wo bitte schön waren all die Sehenswürdigkeiten? Mal vom Bismarckturm abgesehen. Ich bin enttäuscht, merke aber auch schnell, dass der Fehler wohl bei mir liegt. Niemand hat mir eine zweistündige Wanderung versprochen.Anscheinend habe ich mich einfach nur geirrt. Bei Gelegenheit muss ich mir die Karte noch mal genauer anschauen. Bei der Betrachtung kam mir der Weg wesentlich länger vor. Nun ja.

Somit hatten Emi und ich an diesem Sonntag mal keine schöne Wanderung, aber einen wirklich guten Spaziergang, der laut späterer Internetrecherche nur ca. 3,5 km lang war.

11 Kommentare:

  1. Oh, was für eine Enttäuschung. Erst völlig überfüllt, dann auch noch viel zu kurz :-) Seid ihr denn die Runde dann gleich nochmal gelaufen, damit die zwei Stunden voll wurden? :-)

    Wuff-Wuff euer Chris

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    1. Ich habe tatsächlich zuerst darüber nachgedacht, aber wenn man schon fast neben dem Wagen steht.....Ach ja :).

      Liebe Grüße
      Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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  2. Oh ja, an diesem Sonntag war das Wetter noch richtig toll. Eine Woche später ging es dann schon in die winterlichen Temperaturen, brr.

    Liebe Grüße
    Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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  3. Was für eine tolle Tour - hätte uns auch gefallen :-)

    Liebe Grüße - Monika + Bente

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    1. Oh, vielen Dank, das liest man gerne :).

      Liebe Grüße
      Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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  4. Die jungen Wilden, ha, ha, ha…können aber nicht von diesem schönen Spazierweg ablenken….Schade, dass der Weg so kurz war. Wir hätten Deinen Erzählungen noch viele Kilometer und etliche Stunden folgen können.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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    1. Ja, ich hätte auch gerne mehr erzählt. Es gibt aber gewissermaßen eine kleine Fortsetzung mit Luke.
      Davon werde ich dann noch berichten. Bei mir dauert das ja leider immer etwas länger :(.

      Liebe Grüße
      Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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  5. So ein Ausflug tut doch immer gut - und wenn Du so entspannt und abgelenkt warst, dass Du erst so kurz vor dem Auto gemerkt hast, dass der Weg schon fast zu Ende ist, dann zeugt es doch von echter Erholung :) Auf die Länge des Weges kommt es da doch weniger an!
    Das "Reich der jungen Wilden" ist eine schöne Aussage - die werde ich sicher das ein oder andere Mal auch nutzen, wenn unsere Junge-Wilde mal wieder über unsere Sofas turnen will ;)

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und sende liebe Grüße,
    Isabella mit Damon und Cara

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    1. Stimmt, Cara hat in dieser Gruppe noch gefehlt, dann wäre sie komplett gewesen :). Mit deiner Aussage über die Erholung, die dieser Ausflug gebracht hat, hast du übrigens auch 100% recht.

      Liebe Grüße
      Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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  6. Aber aber, 3,5 km gute Laune sind allemal besser als 10 km Kanada... ;)

    Eine herrliche Tour und das alles auf nur 3,5 km - Glück gehabt würd ich sagen - lach.

    LG Andrea mit Linda

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  7. Da stimme ich dir vollkommen zu :)

    Liebe Grüße
    Sylvia mit Emi, Luke und Pflegi Manu

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