Unsere Pflegestelle hatte gerade ein Jahr pausiert, nachdem Emi und Luke innerhalb von wenigen Monaten bei uns eingezogen waren. Zwei Pflegehunde hatten wir erfolgreich vermittelt, und nun wollten wir erst einmal viel Zeit mit unseren eigenen Hunden verbringen. Wir wollten mit ihnen Routine aufbauen, zur Ruhe kommen und zusammenwachsen.
Kurz vor dem Anruf hatten wir nun zum ersten Mal wieder mit dem Gedanken gespielt, einem Hund aus dem Ausland, die Chance zu geben, aus einer Auffangstation in eine Familie zu kommen. Unser neuer Pflegi sollte ein kleiner Hund sein, gerne auch ein Welpe, denn mit Cocolina hatten wir gute Erfahrungen gemacht. Die Prinzessin, die sich bei den Pflegehunden immer gut mit eingebracht hatte, wünschte sich einen Hund, den sie auch ausführen könnte, der womöglich mit in ihrem Zimmer schlafen würde, und nun kam deine Anfrage. Rüde, über 60cm groß, schätzungsweise Jagdhund, puh.
Ich sah mich schon wie ein Fähnchen im Wind an deiner Leine hängen, während du durch Wald und Feld den Hasen Beine machst. Ja, ich gebe zu, es war die pure Ablehnung, und mit der im Gepäck, fuhr ich zur Arbeit, ohne zu wissen, was im Hintergrund passierte.
Beim WBE klingelte nämlich das Handy, und damit war dein erster Schritt in unser Leben irgendwie schon besiegelt.
Der Rest war dann der Kampf Herz gegen Verstand, wobei das Herz am Ende natürlich den Sieg davontrug, mit ein bisschen Bestechung und ganz vielen Versprechen. Eins davon begrenzte deinen Aufenthalt bei uns auf nur zwei Wochen. Bis dahin sollte eine andere Pflegestelle für dich frei sein (wie man inzwischen weiß, sind es die längsten "zwei Wochen", die wir wohl je erlebt haben).
Wenige Tage später, es war der 16. März 2014, holten wir dich an einer Tankstelle in Wülfrath ab. Mit einem großen Satz warst du in unserem Kofferraum, dann bald in unserem Haus und Schritt für Schritt auch ganz tief in unseren Herzen. Nicht nur wir entdeckten bald unsere Liebe für dich, sondern auch Emi, die dir zuerst misstrauisch gegenüberstand. Doch schon am ersten Tag verband euch das gemeinsame Spiel, und mit der Zeit wurde wesentlich mehr daraus. Inzwischen vermisst Emi dich schon, wenn du sie für einen kurzen Spaziergang verlässt. Was wird wohl werden, wenn du irgendwann mal deine eigene Familie findest und hier deine Köfferchen packst?
Ich glaube, es ist deine Größe, die es dir bisher so schwer gemacht hat. Ich erinnere mich daran, dass ich bei einer Gassirunde im März 2014 zum WBE sagte, dass du mit Sicherheit bei uns Weihnachten feiern wirst, weil bei dir die Vermittlung wohl etwas schwieriger ausfällt.
Du hast mit uns nicht nur Weihnachten gefeiert, sondern auch Silvester, Karneval, und höchstwahrscheinlich wirst du in unserem Garten auch noch nach Ostereiern suchen.
Das Interesse an dir hielt sich wirklich in Grenzen. Ab und zu kam zwar mal eine Anfrage, aber nie war der Interessent so passend, dass der Verein ein Treffen vereinbart hätte. Dabei bin ich mir sicher, wer dich trifft, der will dich auch nicht mehr gerne hergeben. Du bist ein Charmeur, der die Menschen ganz leicht um den Finger wickelt. Ein liebenswerter Kerl mit ganz hohem Schmusepotential und unendlich viel Vertrauen in alle Menschen, obwohl diese dir gegenüber bestimmt nicht immer nett waren. Davon zeugen einige Blessuren, die wir an deinem Körper entdeckt haben. Egal, wer dich bis jetzt getroffen hat, jeder war schnell von dir und deinem anschmiegsamen Wesen begeistert. Du bist sportlich und aktiv, aber nur dort, wo es passt, nämlich draußen. Im Haus bist du ein ruhiger Vertreter, und manches Mal muss ich dich, trotz deiner Größe, suchen, weil du dich irgendwo ganz still auf Minihundgröße zusammengerollt hast und schläfst.
Es war ein schönes Jahr mit dir. Wir haben viel erlebt, und vieles hat uns verbunden. Manches ist unvergessen geblieben. Unser erster gemeinsamer Spaziergang im strömenden Regen, der so schön war, dass ich noch stundenlang hätte weiterlaufen können. So kamen wir klitschnass zu Hause an, und ich bibberte vor Kälte und spürte doch dieses Glücksgefühl, das von diesem Spaziergang ausging.
Unvergessen natürlich auch unser Fotoshooting mit Hühnchen im großen Feld und die Wanderungen und Spaziergänge.
Du bist der Grund, warum ich mit dem Bloggen begonnen habe. Durch dich sind wir zum Wandern gekommen, zum Barfen und zum Fotografieren.
Wir haben uns wegen dir aber auch so manches anhören müssen. Was wollt ihr denn mit so einem großen Hund? Was, ist der immer noch da? Den werdet ihr wohl nie mehr los!! Immer und immer wieder die gleichen Sätze. Ein ganzes, langes Jahr lang.
Sätze, die einen bitteren Nachgeschmack haben und uns natürlich auch sehr nachdenklich stimmen.
Was wird aus dir werden? Was fürchten wir eigentlich mehr? Deine Vermittlung, oder dass du nie eine eigene Familie findest? Fragen, die so einfach keine Antwort finden, aber eins ist sicher, wenn du deine Köfferchen packst, dann nur in das beste Zuhause, denn nur dafür würden wir dich wieder hergeben.
Lieber Manu, es ist schön, dass du bei uns bist. Ohne den WBE mit seinem großen Herzen wäre es wohl nie so gekommen. Alles andere wird sich schon irgendwie finden. Du wirst sehen.
Lieber Manu,
AntwortenLöschenwir gratulieren dir zum Einjährigen. Also irgendwie sind wir jetzt ein bisschen durcheinander. Wir können dir doch kein neues Zuhause wünschen. Du hast es ja prima bei Emi, Luke und den Zweibeinern. Bestimmt wären die alle ganz traurig wenn du sie verlässt.
Liebe wauzis von Emma und Lotte
*schnief*
AntwortenLöschenSo wunderschön geschrieben ...
Herzlichst - Monika
Liebe Sylvia,
AntwortenLöschendas hast du so schön geschrieben! Ich würde ja sagen, ich gratuliere euch zum Jubiläum, aber das passt wohl nicht so ganz, wenn der arme Manu seine Familie für immer noch nicht finden konnte. Oder hat er sie längst gefunden und der Kopf sagt noch nicht richtig ja? :-) Ich finde es toll, dass ihr euch Manu trotz der anfänglichen Bedenken ins Haus geholt habt, denn er gibt bestimmt unheimlich viel zurück. Und ich halte ihm ganz feste die Pfötchen, dass er das weltbeste Zuhause findet oder behält, dass es für ihn gibt :-)
Wuff-Wuff euer Chris
Ein Bericht der zu Herzen geht, Manu und Euch ein weiteres spannendes Jahr wünscht
AntwortenLöschenAyka
Ein schöner Bericht! Ihr habt Manu in einem Jahr viel gegeben und er hat ganz offenbar auch euer Leben bereichert. Nennt man das nicht eine win-win-Situation? Besser geht's doch eigentlich gar nicht...
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Terrierhausen
Was für eine wunderbare Liebeserklärung ... und genau das macht es so schwer hier etwas zu schreiben.
AntwortenLöschenIch wünsche Manu ein Heim - aber eigentlich hat er doch eins!
Ich wünsche Manu eine Familie - aber eigentlich hat er ja eine!
Ich wünsche Manu glückliche Tage - aber eigentlich verbringt er die ja schon mit euch!
Ich wünsche Manu Hundekumpels - aber eigentlich hat er die ja auch schon!
Ich wünsche Manu Menschen, deren Herz er berührt - aber auch die hat er doch eigentlich schon!
Also, was soll ich ihm wünschen und euch wünschen ... einfach nur weiterhin alles Gute und Liebe!
Isabella mit Damon und Cara
Danke Manu. Durch Dich ist Dein Frauchen zum Bloggen gekommen und hat uns im letzten Jahr mit herrlichen Geschichten und schönen Spaziergängen unterhalten.
AntwortenLöschenWunderbare Zeilen…
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Wir haben Euch für den Liebsten Award nominiert und würden uns sehr freuen, wenn Ihr mitmachen würdet.
LöschenViele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Wir sind gerade über deinen Blog gestolpert - und fanden einen der schönsten Liebeserklärungen an einen Hund, die wir je gelesen haben. Ich habe dabei Gänsehaut bekommen. Die Gefühle die ihr für Manu hegt kommen voll und ganz rüber. Habe dich direkt in meinen Reader gepackt, damit ich nichts verpasse von solchen Gänsehaut-Texten...
AntwortenLöschenLG Jérôme