Freitag, 1. Mai 2015

Siehst du den Frühling, oder hörst du ihn schon?



Noch nie zuvor habe ich so intensiv den Übergang von Winter auf Frühling gespürt, wie in diesem Jahr. Natürlich bemerkt man jedes Jahr ganz deutlich wie die Natur erwacht. Die Frühlingsblüher zeigen sich und die Bäume bekommen endlich ihr frischgrünes Blätterkleid. Bis jetzt ist mir jedoch noch nie so deutlich aufgefallen wie sehr sich Winter und Frühling akustisch voneinander unterscheiden.

 




Die Hunde und ich sind große Gartenliebhaber, und das wirklich 365 Tage im Jahr. Der Garten ist für uns, neben den Gassirunden, ein sehr wichtiger Ort, wo wir uns voll ausleben können. 
Für die Hunde ist er jeden Tag aufs Neue ein interessantes Geruchserlebnis, denn nachts ist dort sicherlich eine Menge los. Ich kann nur vermuten, wer dort alles sein Unwesen treibt, aber er ist höchstwahrscheinlich nicht nur eine wichtige Begegnungsstätte für die Katzen der Nachbarschaft, sondern auch für  Igel, Eichhörnchen und was die benachbarten Wälder sonst noch zu bieten haben. Jeder Tag wird von den Hunden im Garten erst einmal mit einer großen Schnüffelrunde begrüßt. 
Manu und Luke genießen es besonders um die Mittagszeit einfach still mitten auf der Wiese zu stehen und die Nase in die Luft zu recken. 























Jetzt, wo der Frühling die ersten Sonnenstrahlen schickt, genießen die beiden Sonnenanbeter es auf der Wiese zu liegen und die Wärme in sich aufzunehmen. 
Großer Beliebtheit erfreut sich auch die anstrengende Buddelarbeit, für die es ein paar geeignete Ecken gibt. 
Neuerdings hat Emi auch das Ballspiel für sich entdeckt, und mehrmals am Tag darf ich ihr dabei assistieren. Außerhalb vom Garten kann man sie für dieses Spiel nicht begeistern, weil sie dann ihre Sinne auf die Geräusche der Umgebung ausgerichtet hat. Im Garten ist sie souveräner geworden und kann sich voll entspannt dem Spiel hingeben.


Einer der nächtlichen Gartenbesucher

In den letzten Monaten war die Welt hinter unserem Haus nur für uns da. Unser Garten liegt eingebettet inmitten von anderen Gärten. Am Ende befindet sich ein Garagenhof mit einem Stellplatz direkt an unserem Zaun. Die einzige Menschenseele, die man hin und wieder erblickte, war der Autobesitzer, wenn er ein- oder ausstieg. Ansonsten war totale Ruhe angesagt. 

Nun platzte der Frühling in diese Idylle, und plötzlich tauchten für die Hunde viele unbekannte Gestalten auf. Gerade für Manu war diese Situation wie neu und bedeutete zuerst einmal Stress. Jeder Mensch, der von unserem Garten aus gesichtet wurde, musste sich erst einmal anbellen lassen. Am Anfang war Manu geradezu außer sich. Eine Seite, die wir bisher bei ihm noch gar nicht kannten. Nun zeigte er sich im Garten nervös, patrollierte am Zaun und fand überhaupt keine Entspannung mehr. Ich natürlich auch nicht. Sogar Luke wurde angesteckt und stimmte ins Gebell mit ein. 

Nach all der Stille und Ruhe ist der Frühling wirklich laut und extrem unruhig.
Rechts und links wird fleißig im Garten gewerkelt. Es gibt ja auch verständlicherweise viel zu tun. Irgendwo brummt immer ein Rasenmäher oder eine Kreissäge, ein Werkzeug, das sich hier in der Umgebung einer großen Beliebtheit erfreut. 
Direkt an zwei Häusern wurde vorige Woche ein Gerüst erbaut, und fremde Männer erscheinen nun nicht nur in den Nachbargärten, sondern klettern noch an Häusern hoch. Ein Mann ganz in Schwarz wurde diese Woche sogar auf dem Dach erblickt. An einem Haus wurde innerhalb eines Tages ein ganzes Balkonsystem neu errichtet. 
Aus Hundesicht muss das einfach der absolute Wahnsinn sein.
Hinten auf dem Garagenhof ist nun erst recht die Hölle los. 
Ein älterer Herr fummelt ganz oft an seinen Rädern herum, wäscht seinen Wagen und hantiert mit dem Staubsauger, dass es  eine wahre Wonne ist. 
Eine Frau, die anscheinend für die gärtnerische Gestaltung des steinernen Parkplatzes zuständig ist, kauft beim Diskounter regelmäßig eine ganze Ladung Unkrautvernichtungsmittel und kämpft seitdem emsig wie ein Bienchen dagegen an, dass die Natur sich durch den Steinboden kämpft. In ganz kurzen Abständen, damit die Natur bloß nicht gewinnen kann. Dazu flattert Wäsche im Wind, und Gärten entfernt brüllt ein Kind unentwegt nach seiner Mutter. 
Ganz zu schweigen von einer Familie weiter entfernt, die ganz in Frauentauschmanier ihr Familienleben in voller Lautstärke für die Nachbarschaft offen legt. 
Es sind Geräusche und Bewegungen, die wahrscheinlich jedes Jahr in den Sonnenmonaten alltäglich waren und die ich einfach ausblenden konnte. Ich hätte wirklich schwören können, dass unser Garten eine ruhige Lage hat. Höre ich nun mit den Ohren der Hunde, die an die monatelange Stille gewöhnt sind, dann erklingen alle Geräusche auch für mich doppelt so laut. Nun weiß ich immerhin, dass in einem der Nachbarhäuser auch ein Kanarienvogel lebt. Ihn höre ich jetzt tagtäglich. Wie lange schon ist er mir verborgen geblieben?
Für Manu bricht ein bisschen eine Welt zusammen, und nun ist Arbeit angesagt, denn er soll wieder seine alte Souveränität zurückerhalten.








                               




Dabei schicke ich ihn, wenn er am Zaun bellt immer wieder direkt von diesem fort, notfalls ins Haus zurück, aber das ist meistens nicht nötig. Zusätzlich baue ich mich auf, als wäre ich Hulk persönlich. Nur die grüne Farbe lasse ich wohlweislich weg. Das fruchtet bei Manu wirklich sehr gut. Er gehorcht immer sehr bereitwillig und lässt sich schnell beruhigen. Aus diesem Grund gewöhnt er sich nun auch langsam an den erhöhten Geräuschpegel und entspannt sich von Tag zu Tag mehr. Die Kontrolle am Gartenzaun hat er inzwischen sogar aufgegeben. Ist ja auch nicht nötig, wenn man vom Hulk himself beschützt wird. So mein Hintergedanke.
Für mich fühlt sich dieser Erziehungserfolg natürlich auch sehr gut an. Mit Manu lässt sich gut arbeiten, was man ja nie so intensiv merken würde, gäbe es nicht hin und wieder diese kleinen Baustellen.
Trotzdem versuche ich weiterhin ruhige Momente im Garten abzupassen und spioniere via Fenster die nähere Nachbarschaft aus. 
"Frauchen mein Name, Frauchen von Emi, Luke und Manu, und meine Mission ist meinen Hunden ein paar entspannte Gartenmomente zu schenken". 
Dann hört man nämlich plötzlich auch das Summen der Bienen und Hummeln. Manu und Emi geben sich der gemeinsamen Jagd auf Schwebfliegen hin. Ich erfreue mich an den Blumen und Bäumen, die nach und nach ihre Blüte zeigen. Unsere Rotkehlchen haben wieder ein Nest und sind stetig in Bewegung. Von den Hunden fühlen sie sich nicht gestört.


Auszeit im Garten bei lauer Frühlingsluft und im richtigen Moment kann so wohltuend sein.






3 Kommentare:

  1. Was für ein Post, liebe Sylvia. Es ist schon Wahnsinn, wie viele Menschen man bei den ersten Sonnenstrahlen außerhalb der Häuser sieht - und wie viele Hunde hier auch plötzlich wohnen. Es ist kaum zu glauben. Jedes Jahr aufs Neue scheinen es gerade im Frühjahr wieder mehr Hunde zu werden, denn im Winter sieht man die niemals. Es beruhigt mich aber, dass es selbst bei euch im Garten so deutlich wird, wie alles und jedes aus den Löchern gekrochen kommt, sobald der Frühling Einzug hält.

    Wuff-Wuff dein Chris

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  2. Wie traurig ist das hier zu lesen. Ich meine, wir kennen das auch....Den ganzen Tag eine Unruhe, ein Werkeln und eine Geräuschkulisse,,,Wir sind aber keine Gartenmenschen und so gehen wir rein....

    Ich wünsche Euch viele sonnige und ruhige Stunden in Eurem Garten

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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  3. Deien Schilderung vom Frühlings-Lärmpegel ist wirklich sehr anschaulich und feinfühlig. Habe das noch gar nie so bewusst aufgenommen - spezielle Hunde haben halt doch unerkannte Fähigkeiten uns aufmerksammer zu machen.
    Grüsse von Ayka und Erika

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